"Ich habe einen heiligen Mann getroffen, der in die Zukunft schauen kann und der seinen Schülern beibringt, das auch zu tun", erzählt ein Mann begeistert. "Das ist nichts besonderes", erwidert der Zen-Meister gelassen, "unser Weg hier ist viel schwerer". "Was könnt Ihr denn?", fragt der Mann mit angehaltenem Atem. Der Meister sagt: "Ich bringe die Menschen dazu, die Gegenwart zu sehen."


Zen-Praxis ist Praxis der Gegenwart.


Die Gegenwart allein vermag die existentiellen Fragen, die wir Menschen uns stellen, zu beantworten:

- Wer bin ich im Grunde meines Wesens?

- Woher komme ich?

- Wohin gehe ich in meinem Leben?

- Wohin gehe ich nach diesem Leben? Denn dass wir irgenwann tot sein werden, ist gewiss.


Nicht die Vergangenheit und nicht die Zukunft gibt uns eine tragfähige Antwort.

So banal es klingt, so tiefgründig und "wahr" ist es:

Allein der gegenwärtige Moment gibt und lebt die Antwort darauf.


In diese Gegenwart geben wir uns in unserem ungeteilten Seelen-Körper hinein:

Aufrecht sitzend.

Wie ein Berg.

Kraftvoll und klar.


Das ist Zen-Praxis.

 

Wir lassen unseren Atem kommen und gehen ---

Wir lassen unsere Gedanken kommen und gehen,

Wir schauen sie an, bewerten sie nicht und lassen sie los ---

Wir lassen uns ein in genau den Augenblick, der kommt ---

in den Augenblick, der dann kommt ---

und in den, der dann kommt ---


Immer wieder neu.

Mit jedem Atemzug fangen wir neu an.


Wir sprechen gerne von „ÜBEN“, denn dieses scheinbar so einfache Meditieren, dieses

„Nur in der Stille sitzen“ kann auch schwer werden und stellt Anfänger*innen wie Geübte immer wieder vor neue Herausforderungen.

 

Aber die Folgen, die Früchte dieses „Nur-Sitzens“  (japanisch "Za-Zen") können

- unser Leben stabilisieren,

- unser Leben verändern,

- unser Leben vertiefen.

 

Wir gelangen zu innerer Ruhe und Gelassenheit,

zu neuen Sichtweisen und Lebensweisen

auf uns selbst ---

auf unsere Mitmenschen ---

auf unsere Mitgeschöpfe - vom Rotkehlchen bis zur Andromeda-Galaxie.


Irgendetwas, ich nenne es:

"ES" -  arbeitet in uns und unsere existentiellen Fragen werden mit dem Sitzen in der Stille auf einer tiefen und unterbewussten Ebene immer wieder neu bearbeitet.

Das ist ein spannender Prozess. Kein Krimi kann da mithalten =)

Doch sind diese Veränderungen bei jeder Person unterschiedlich. Individuell.

 

Zen ist ein jahrhundertalter spiritueller Übungsweg.

In einer interessanten Symbiose haben sich ab dem 6. Jahrhundert v.Chr. uralte

- hinduistische Elemente aus den Upanischaden, 

- buddhistische Erkenntnisse des Gautama Buddha und

- taoistisches Gedankengut des Laotse (v.a. aus dem Tao-Te-King)

ab dem 2. Jahrhundert n.Chr. in China zu dem geformt, was wir heute

„Chan“ (chinesisch) bzw. „Zen“ (japanisch) nennen.


Der Begriff bedeutet schlicht „Versenkung, Meditation“.


Zu uns nach Europa kam die Praxis des Zen u.a. durch katholische Ordenspriester wie

Pater Hugo Enomiya-Lassalle SJ (1898-1990) und Pater Willigis Jäger OSB (1925-2020).

 

Für viele christlich und abendländisch geprägte Menschen ist es eine unglaublich spannende Entdeckung, wieviel „Zen“ in der eigenen christlichen und phiolsophisch-abendländischen Tradition zu finden ist.

Viele Texte des christlichen Mystikers und Philosophen Meister Eckhart (1260 – 1328)

werden von Zen-Buddhisten auch als eigene Texte/Gedanken gelesen.

 

Was vielfach übersehen wird:  Zen ist nicht exklusiv buddhistisch – auch wenn es

oft in buddhistischem Kontext praktiziert wird.


„Zen“ ist einfach Sitzen in der Stille der Gegenwart.

Die Stille, der gegenwärtige Moment, ist unser „Meister“. 

Es gibt kein „buddhistisches“ oder  „christliches“ Zen,

wohl aber Zen, das ich als buddhistisch oder christlich oder

atheistisch oder agnostisch geprägter Mensch üben kann.

      

Die Zen-Linie „Leere Wolke“, die der Benediktinerpater Willigis Jäger (Ko’un Roshi) gegründet hat, lehrt und praktiziert Zen in diesem trans-konfessionellen Sinne - ohne Anbindung an eine spezifische Religion.

Die „Leere Wolke“ setzt am konkreten Menschen an und hat als Ziel die Entfaltung

zum eigenen, „wahren“ Menschsein (Rinzai). 

Und das kann ich als Christ*in, als Buddhist*in wie als Agnostiker*in gleichermaßen tun.

 

Beim Sitzen in der Stille kann und wird uns vieles durch den Kopf ziehen:

Gedanken, Befürchtungen, Euphorie, Trauer, Langeweile, Schmerzen usw.


Da kann die bewährte Tradition des Einzelgespräches (Dokusan) mit einem in der Meditation erfahrenen Begleiter eine Hilfe sein mit derartigen Erlebnissen oder Eindrücken umzugehen.

Diese Begleitung biete ich an.


Dabei muss ich darauf hinweisen, dass  die Zen-Praxis keine (Psycho-) Therapie ersetzt.

 

Liebe Leserin, lieber Leser, Worte können Zen genau so schlecht erklären wie man den Geschmack einer Tasse Tee beschreiben kann.


Du bist eingeladen, den "Geschmack" des Zen kennenzulernen.